Luftblasen
Abends
saß der kleine Luffo oft im Bett und weinte. Keiner wußte warum.
Mama
fragte, ob er Angst habe: Kopfschütteln – Tränen
Papa
fragte, ob ihm was weh tue: Kopfschütteln – Tränen
Rollo,
sein Bruder, fragte, ob er was verloren habe: Kopfschütteln –
Tränen
Tante
Jeli fragte, ob er was haben möchte: Kopfschütteln – Tränen
Viele
Tage ging es so. Alle standen um sein Bett herum und fragten,
fragten, fragten..
Als
die Ferien begannen, kamen Oma und Opa und sahen die Versuche, Luffos
Tränen zu stoppen.
Sie
schickten alle aus dem Zimmer. Opa setzte sich gemütlich in den
großen Stuhl am Bett und brummte „Nu, nu.“ und Oma holte aus der
großen Reisetasche eine weiche , bunte, kuschelige Decke, einen
Quilt, einen Luftblasenquilt.
„Er
ist extra für Dich.“ sagte sie zu Luffo,“schau mal, überall die
vielen Luftblasen!“
„Ich
habe ihn nur genäht, aber er ist voller Magie. Du kannst Deine
Träume in diese kleinen Luftblasen einlagern oder Deine Wünsche,
aber auch die Wut oder die Angst dort einsperren.
Für
mache Luftblasen ist extra eine kleine Fee gekommen und hat eine
Geschichte hinein gepustet.
Und
jedes mal, wenn Du auf so eine Luftblase drückst, so ein bißchen,
die Augen schließt und an etwas Schönes denkst, dann weht die
Geschichte in deine Ohren.“
Luffo
weinte inzwischen schon lange nicht mehr, er schluchzte nur noch
manchmal.Jetzt fragte er ganz leise:“wo soll ich drücken?“
„Wir
machen es gleich mal.“ sagte Oma, schlüpfte mit unter den Quilt
und sagte:“Welche Blase nehmen wir?“Sie legten beide einen
Finger auf die gelb schimmernde.“Sie sieht aus, wie die Sonne“
flüsterte Luffo. Es war ganz leise im Zimmer, selbst Opa hatte
aufgehört zu schnarchen. Dann hörten sie ein Zischen und Sausen und
Kichern und Knistern und ein großer gelber Teller drehte sich im
Kinderzimmer immer schneller und schneller und: da lag Luffos Schuh
herum. Der Teller kippte um, es knackte und die schöne, glänzende
Scheibe war kaputt.
„Oh“
sagte Luffo und schluchzte wieder.
Oma
flüsterte:“Pscht, es geht bestimmt weiter...“
Und
richtig! Aus dem Trümmerhaufen kam eine wunderschöne kleine Fee.
Sie hatte ein gelbes Kleidchen an und ihre Flügel schimmerten wie
blaue Libellenflügel. Sie tanzte ein bißchen durch`s Zimmer und
schwupp war sie auf Luffos Bett gesprungen. Die beiden unter der
Decke waren mäuschenstill und selbst Opa machte große Augen. Er
hatte in all den Jahren noch nie, niemals eine Fee gesehen und
eigentlich hatte er geglaubt, es gibt gar keine.
Die
Fee machte einen kleinen Knicks und sagte „Hallo Luffo . Ich bin
Goldglöckchen und Tinkerbell ist meine Urururoma.“ Sie zeigte auf
die Scherben : „Nun ist er kaputt. Weißt du, das ist so etwas wie
ein fliegender Teller. Er bringt mich überall hin, wo jemand an mich
denkt.“
„Nun
werd ich nicht mehr reisen können“ sagte sie traurig. „Oder
kennst du jemanden, der das reparieren kann?“
Einen
Augenblick war es ganz stille, dann rief Luffo:“Mein Opa kann das
bestimmt. Der kann alles heil machen!“ Er sah Opa hoffnungsvoll an
und fragte:“Du kannst den fliegenden Teller doch wieder heil
machen, oder?“
Opa
besah sich die Scherben, legte sie alle vorsichtig auf ein großes
Stück Zeitungspapier und machte sich an die Arbeit. „Es wird aber
ein paar Tage dauern.“ brummelte er , ehe er in Papas Werkstatt
ging.
„Das
macht nix.“ rief ihm die kleine Fee hinterher. „So lange wohne
ich hier in der schönen gelben Luftblase und schon war sie dort verschwunden.
„Gute
Nacht“ riefen Luffo und Oma ihr zu.
„Gute
Nacht! Und wackelt nicht so, ich werde sonst noch seekrank.“
kicherte Goldglöckchen.
Luffo
kuschelte sich an Oma und fragte“Ist wirklich in jeder Luftblase
eine Geschichte?“
„Ganz
bestimmt sind sie alle voller Magie.
Wenn
du ganz leise bist und zuhörst, findest Du wohl in vielen Luftblasen
eine Geschichte. Jedes mal eine andere, oder vielleicht kommt eine
Geschichte auch zweimal. Ich weiß es nicht, du mußt es ausprobieren
und nun schlaf und träume was Schönes.
Und
zappele nicht so herum, sonst wird dein kleiner Gast wirklich noch
seekrank!“
Sie
lachte und ging ins Wohnzimmer, wo alle sie fragend anschauten. Aber
Oma legte nur den Finger auf die Lippen und sagte:“ Das ist Magie.
Davon versteht ihr Erwachsenen nix!“
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